Nina in Hartford

Die beste Zeit meines Lebens!

Hallo ihr Lieben, ich bin Nina, 17 Jahre alt und war von August 2011 bis Juni 2012 in Hartford, Michigan. Schon 2010 habe ich mich beworben, doch die lange Wartezeit auf meine Gastfamilie war gar nicht so schlimm wie befürchtet, da einige andere Hopees und ich uns oft getroffen haben, um uns auszutauschen und uns gegenseitig Tipps zu geben! Nur einen Tag vor dem Vorbereitungsseminar, das von Into organisiert wird habe ich bereits meine Gastfamilie bekommen! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie aufregend es war, endlich die Familie kennenlernen zu dürfen, bei der ich das nächste Jahr verbringen werde! Außerdem habe ich mich riesig gefreut, dass ich wirklich in der Region gelandet bin, die ich mir gewünscht habe! Im März war dann unser Vorbereitungsseminar in Münster. Wir wurden super von den Trainern und Returnees auf unser Austauschjahr vorbereitet. Wir haben uns unsere eigenen Sketche ausgedacht, Vorträge gehalten und einige Spiele gespielt. Den Abend haben wir damit verbracht die Returnees mit Fragen zu löchern. Nach dem Seminar war meine Aufregung und Freude noch viel größer! Ein paar Monate später ging es dann auch schon los. Am 23. August haben mich meine Eltern zum Flughafen gebracht. Natürlich hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch, da der Tag sonst noch so weit weg schien. Nun wurde es ernst. Meine Freude überwog jedoch die Trauer meine Familie für zehn Monate verlassen zu müssen und so ging ich mit einem Lächeln auf den Lippen mit dem Rest der Gruppe durch den Security Check und ab ins Flugzeug Richtung New York City. Der Flug war zwar lang, aber sicherlich nicht langweilig! Wir mussten einige Zettel ausfüllen, die wir am amerikanischen Flughafen gebraucht haben, haben Filme geschaut, geredet oder die Abschiedsbriefe von unseren Freunden gelesen. Kurz vor New York kam dann die Durchsage des Piloten, dass es ein Erdbeben an der Ostküste gegeben hat, also mussten wir auf einem kleinen Militärflughafen notlanden. Ich war echt nervös, aber der Pilot hat die Situation gut überblickt und uns letztendlich gesund in New York abgesetzt. Kurz vor der Landung konnten wir die komplette Skyline sehen. Pures Gänsehautfeeling! Das Orientation Camp war super. Wir haben einiges von New York gesehen, hatten viel Zeit zu shoppen und wurden gleichzeitig auf unser Abenteuer vorbereitet. Außerdem konnten wir uns super darauf einstellen Englisch zu sprechen, da noch viele andere Austauschschüler aus anderen Ländern in unseren Gruppen waren. Das Camp war ein super Einstieg in das Jahr und definitiv ein riesen Highlight! 5 Tage später ging es dann auch schon zu unseren Gastfamilien, und ich glaube ich war noch nie in meinem Leben so nervös! Ich bin über Detroit nach Kalamazoo geflogen, wo mich meine Familie schon erwartet hat. Sie sind sofort auf mich zugerannt, haben mich umarmt und ich war sprachlos, dass sie wirklich so nett sind wie sie in den Mails und Telefonaten schienen. In den ersten paar Tagen war ich noch sehr zurückhaltend und schüchtern, aber das hat sich mit der Zeit gelegt. Ich hatte noch 10 Tage Zeit bis die Schule anfing, also sind wir oft shoppen gegangen oder haben uns am Strand gesonnt, und den schönen milden Sommer in Michigan genossen. Kurz bevor die Schule anfing, sind wir dorthin gefahren und ich durfte mir meine Schulfächer aussuchen. Es gab nur zwei Fächer, die ich belegen musste und zwar Englisch und U.S History. Neben den zwei Fächern hatte ich noch Biologie, Chor, Erdkunde, Spanisch und im zweiten Semester auch noch Drama. Der Schulleiter war total nett und ich konnte es kaum erwarten zum ersten Mal zur Schule zu gehen. Jedoch war der erste Schultag anders als erwartet. Ich war sehr nervös, und wusste nicht wirklich wohin mit den ganzen Eindrücken. Glücklicherweise waren meine Mitschüler/-innen offen und total nett so dass ich schnell Anschluss gefunden habe. Flavia, die brasilianische Austauschschülerin, die auch auf meiner High School war, wurde schnell zu meiner wichtigsten Bezugsperson. In der Mittagspause saßen wir jeden Tag zusammen, wir haben uns verstanden als würden wir uns schon Jahre kennen und wir waren schnell bekannt als „Brazil and Germany“ - die Zwei, die man nicht auseinander bekommt :) Die Amerikaner waren echt interessiert an unserer Heimat und sie wollten immer, dass wir ihnen unsere Sprache beibringen. Es war echt lustig zu sehen, wie viele durch die Schule gelaufen sind und versucht haben „Schmetterling“ zu sagen! Meine High School war zwar sehr klein, aber trotzdem war es so wie im Film. Die Cheerleader, die in ihren Uniformen durch die Gegend laufen, und den Footballspielern Plakate an die Locker hängen um sie zu unterstützen, die vielen Fundraiser, Spirit Weeks, und natürlich der allbekannte Homecoming dance und Prom. Dies mitzuerleben war wirklich fantastisch, Weihnachten und andere Feiertage, wie auch mein Geburtstag waren jedoch etwas ungewohnt und komisch. Das waren auch die einzigen Zeiten, an denen ich meine Familie vermisst habe. Ich würde es nicht Heimweh nennen, aber ich hätte schon gerne meine Familie in den Arm genommen und mit Ihnen gefeiert. In den Zeiten wurde ich aber von meiner Gastfamilie unterstützt also war es halb so schlimm. Mit meiner Gastfamilie bin ich oft gereist. Wir sind dreimal nach Chicago gefahren und zweimal nach Florida in den Urlaub. Meine Partnerorganisation hat auch viele Ausflüge geplant zum Beispiel in einen riesigen Freizeitpark in Ohio, nach Washington D.C und New York. Ich habe echt viel von Amerika gesehen, und es war eine tolle Erfahrung. Der krönende Abschluss meines Jahres war die Graduation Zeremonie. Ich wollte es immer schon miterleben, das Kleid zu tragen und den Hut zu werfen, nachdem ich mein eigenes amerikanisches Diploma bekommen habe. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, und ich war sehr stolz auf mich! Viel schlimmer als mich von meiner Familie in Deutschland zu verabschieden war jedoch der Abschied von meinen Freunden und meiner Familie in Amerika. Die letzte Woche, die ich in Amerika verbracht habe war zwar schön aber trotzdem sehr traurig. Sich von den Menschen zu verabschieden, die in deinem Austauschjahr immer für dich da waren, ist wirklich kein schönes Gefühl. Viele Tränen sind geflossen, vor allem bei der Abschiedsfeier meiner besten Freundin und mir. Wir wissen nun mal nicht, wann wir uns das nächste Mal begegnen werden. Zwei gute Freunde haben mich am Tag meiner Abreise zum Flughafen gefahren, da meine Gasteltern arbeiten mussten und als ich im Flugzeug Richtung Chicago saß, musste mein Sitznachbar unter meiner Heulattacke leiden. Aber zum Glück sind Amerikaner so nett und er hat mich getröstet :) Als ich dann zurück in Deutschland war, war die Freude natürlich groß meine Familie wieder in den Arm schließen zu können jedoch hat sich einiges geändert. Man findet raus, wer die wahren Freunde sind, man muss sich erst wieder daran gewöhnen Deutsch zu sprechen und der Zeitunterschied nach Amerika nervt auch ganz schön! Jetzt bin ich schon 6 Monate wieder Zuhause und bin auch wieder komplett angekommen, trotzdem vermisse ich mein zweites Zuhause sehr. Ich würde alles dafür geben die Zeit zurückspulen zu können um alles noch einmal erleben zu dürfen, denn es war definitiv die BESTE Zeit meines Lebens. Ich bereue nichts, und bin sehr dankbar, dass ich die Chance hatte mich selbst besser kennenzulernen und an den Erfahrungen, die ich gemacht habe, zu wachsen.