Marie in Ottumwa

Ich habe mein Auslandsjahr in Ottumwa verbracht. Ottumwa ist eine kleine Stadt mit ca. 25.000 Einwohnern, in etwa so groß wie die Stadt, in der ich zurzeit lebe. Ottumwa liegt 200 Kilometer süd-östlich von Des Moines, der Hauptstadt Iowas. In den Osterferien habe ich schon meine Gastfamilie bekommen. Knapp eine Woche später rief ich bei ihnen an. Sie haben gar nicht damit gerechnet und waren mindestens genauso aufgeregt wie ich! Nach dem Telefonat haben wir uns regelmäßig per E-Mail und Facebook verständigt. Am 09. August war es endlich so weit. Obwohl ich am Flughafen stand und meine Familie geweint hat, habe ich noch immer nicht realisiert, dass mein Traum endlich wahr werden sollte. Der Flug verlief bestens. Kaum in New York angekommen, ging das Programm auch schon los. Das Orientation Camp war super! Super Wetter, es gab viel zu sehen, tolle Leute, aber auch ausreichend Zeit in kleinen Gruppen etwas zu unternehmen wie z.B. Shopping. Die 5 Tage in New York vergingen wie im Flug! In diesen 5 Tagen habe ich so viele Freunde gefunden, mit denen ich noch immer Kontakt habe, wie ich es in der kurzen Zeit nicht für möglich gehalten hätte. Ruckzuck ging es dann auch schon zu den Gastfamilien. Die Abreise war gut organisiert. Selbst die beste Organisation kann dem Wetter nicht trotzen. Es wäre alles perfekt verlaufen, wenn es in Chicago nicht zu stürmisch zum landen gewesen wäre. Dank dem Wetter haben sehr viele Menschen ihre Anschlussflüge verpasst, aber alles wurde geregelt und auch meine Eltern in Deutschland wurden bis ich endlich bei meiner Gastfamilie immer auf dem Laufenden gehalten. Total übermüdet  bin ich mit 7 oder 8 Stunden Verspätung endlich in Des Moines gelandet. Während der Autofahrt mit meiner Gastfamilie war ich nur noch körperlich anwesend. Da auch meine Gastfamilie müde war konnte ich sofort schlafen. Allerdings wurde ich nach wenigen Stunden schon wieder geweckt, da Kirche auf dem Tagesplan stand. Ungewollt habe ich dann während des Gottesdienstes weiter geschlafen. Die Gemeinde hat es mir verziehen, weil ich, müde wie ich war, ja sooooo bemitleidenswert aussah :D Mein Gastvater war Pastor, deswegen sind wir jeden Sonntag zur Kirche gegangen und wenn genug Leute da waren sind wir mittwochs zur Youth Group gegangen. In Deutschland bin ich nur gelegentlich in die Kirche gegangen, aber bei der Church of the Bretheren war alles viel ungezwungener, sodass ich Spaß daran fand. Ich habe mich bei meiner Gastfamilie gleich „wie Zuhause“ gefühlt. Da die Tochter in Ohio zum College geht und nicht mehr Zuhause lebt, hat meine Gastfamilie noch eine zweite Austauschschülerin bei sich aufgenommen. Sie kam aus Dänemark und wir haben uns meistens sehr gut verstanden. Da wir uns ein Zimmer geteilt haben, wäre es ziemlich schlecht gewesen  wenn wir uns nicht gemocht hätten. In manchen Situationen habe ich dann einfach widerwillig mit den Zähnen geknirscht und beide Augen zugedrückt, damit wir uns nicht in die Haare kriegen. Ihr erging es nicht anders, aber so ist das bei Schwestern eben ;) In der Schule war ich zu Anfang total planlos und verloren, aber da Gastschüler von ziemlich allen bewundert wurden, war das kein Problem. Jeder wollte helfen! Schule dort war sehr einfach, da jeder maximal 7 Kurse belegen konnte. Es gab interessante Fächer wie Chor, Woods Working, Computer Apps, Psychologie, etc. Somit hat Schüle Spaß gemacht. Im ersten Halbjahr habe ich leider verpasst mich bei irgendwelchen Sportarten anzumelden. Im zweiten Halbjahr habe ich Fußball gespielt. Da die ganze Freizeit fürs Fußball Spielen drauf ging, habe ich nicht mehr so viel Zeit für meine Gastfamilie gehabt. Jeden Tag nach der Schule 3-4 Stunden Training. Jeden Mittwoch gab es ein Team-Dinner. An den Samstagen hatten wir auch manchmal Training und wenn nicht sollten wir uns trotzdem sportlich betätigen. In den Ferien hatten wir teilweise 2-mal täglich Training. Wir hatten meistens 2 bis 3 Spiele pro Woche. Da Ottumwa in „themiddleofnowhere“ liegt, mussten wir immer mindestens 2 Stunden mit dem Bus fahren. Dann haben die jeweiligen ersten und zweiten Mannschaften nacheinander gegeneinander gespielt und dann mussten wir wieder 2 Stunden zurück fahren. Von Auswärtsspielen kamen wir meistens zwischen 11 und 12 Uhr abends nach Hause. Alles hat sich nur noch um Fußball gedreht. Wenn wir selbst mal kein Spiel hatten, haben wir die Jungs angefeuert und umgekehrt auch so. In der Schule hängt man meistens auch mit den Fußballern rum, da es nichts Wichtigeres mehr gibt. So entstehen diese Cliquen und was weiß ich, was man immer so in den Filmen sieht. In Wahrheit ist aber gar nicht so extrem, weil auch der School Spirit alle zusammenhält. Alles in allem war mein Austauschjahr das beste Jahr meines Lebens. Ich habe eine Familie dazu gewonnen, gelernt was wahre Freundschaft ist, ich bin erwachsener, selbständiger und selbstbewusster geworden. Ich kann jetzt viel offener auf Menschen zugehen und habe gelernt nicht alles zu glauben, da Dinge manchmal ganz anders sind, als sie zuerst scheinen. Das Jahr in den USA hat mich positiv verändert und ich freue mich schon in den Sommerferien wieder in meine 2te Heimat zurückzukehren!