Laura in Wahoo

In the middle of nowhere - the best place to be!

Als ich meine Gastfamilie bekam, war meine Stimmung auf dem Hochpunkt. Sehr begeistert war ich auch als ich erfuhr, dass meine Gastfamilie in Nebraska lebt, weil wir Monate zuvor im Englischunterricht das Thema „Nebraska – The middle of nowhere“ behandelt haben und nur von Landwirtschaft, Einsamkeit und Öde gesprochen wurde. Aber ich versuche positiv an die Sache heran zu gehen. Meine Gastfamilie schien sehr nett zu sein, 3 Gastgeschwister würde ich haben, 17, 25 und 27Jahre alt, die letzten nicht mehr zuhause lebend. Mit meiner 17-jährigen Gastschwester habe ich, Facebook sei Dank, sofort Verbindung aufgenommen und wir waren uns sofort sympathisch. Als ich dann mein Vorbereitsungsseminar erfolgreich gemeistert hatte, alle Gastgeschenke zusammen hatte, der Koffer gepackt war und die Abschiedfeier gefeiert war, konnte es endlich los gehen. Da ich erst im zweiten Semester gestartet bin, musste ich allein zum Zielort fliegen, was sehr aufregend war, weil es mein erster langer Flug war. Dort angekommen wurde ich sehr freundlich begrüßt und es ging sofort auf die Geburtstagsparty der besten Freundin meiner Gastschwester Hillary. Völlig übermüdet, aber sehr glücklich war ich nun auf der Party und schien die Attraktion des Abends zu sein. Bereits am ersten Abend habe ich neue Freunde gefunden obwohl ich vorher so viel Angst davor gehabt habe. Am dritten Tag fing für mich die Schule an. Junior, Elftklässler, sollte ich werden. Die Kurse durfte ich frei wählen, jedoch empfiehl man mir American Government, Calculus und Band. Dazu kamen noch Multimedia, Music Technology, Spanisch, Biologie und World Geografy. Mit meiner Wahl war ich sehr zufrieden, doch am ersten Tag war ich mehr als froh, dass ich meine Gastschwester an meiner Seite war, die mir die Räume zeigte, mich den Lehrern und ihren Freunden vorstellte, mir beim Lunch und bei allen möglichen Sachen geholfen hat. In amerikanischen Schulen waren einige Dinge anders, man muss sich einen Pass holen um den Korridor betreten zu dürfen, um beispielsweise die Toilette, die liebevoll „bathroom“ oder „restroom“ genannt wird und nicht wie in Deutschland „toilet“, zu benutzen oder um Sachen aus seinem Locker zu holen. Wenn man zu spät zum Unterricht erschien, der immer in dem Zimmer des Lehrers stattfand, Klassenräume gab es nicht, bekam man einen Strich, der Tardy genannt wurde. Bei manchen Lehrern schon, wenn man mit der Klingel in den Raum sprang. Man hatte 3 Minuten Zeit um den Raum zu wechseln und bei drei Tardies musste man nach der Schule nachsitzen. Nachsitzen musste man auch, wenn man ein Schimpfwort benutzt hat oder beim Gebrauch des Handys erwischt wurde. Alles in allem kam ich aber sehr gut in der Schule klar und konnte mich gut integrieren.  Anfangs hatte ich noch Schwierigkeiten,  alles in der Schule mitzubekommen, doch von Tag zu Tag wurde mein Englisch besser. Mit meiner Gastfamilie habe ich mich auch von Anfang an super verstanden. Obwohl meine Gasteltern sehr beschäftigt waren mit ihrem „Buisness“ (sie besaßen zwei Beerdigungsinstitute), gaben sie sich viel Mühe, mir alles Recht zu machen und mit der Zeit behandelten sie mich wie eine weitere Tochter. In ihrem Haus bewohnte ich ein eigenes Zimmer mit Bad, was zuvor der bereits ausgezogenen Gastschwester gehörte. Für die Säuberung meines Zimmers und Bad war ich selber zuständig, sowie für meine Wäsche. Mit meiner Gastmutter machte ich aus, dass ich während der Woche um 22 Uhr und am Wochenende um 24 Uhr zu Hause sein sollte. Daran konnte ich mich gut halten, weil all meine Freunde dort ähnliche Ausgehzeiten hatten. Wenn meine Gasteltern am Wochenende Zeit hatten, haben wir meistens etwas unternommen. Wir gingen Bowling spielen, besuchten Museen in der Umgebung, spielten Golf, etc. Mein absolutes Highlight war der Trip nach Chicago. Meine Gastmutter Lois hatte in Chicago ihre Wurzeln und deswegen flogen wir dort für ein Wochenende hin. Wir hatten dort viel Spaß. Chicago ist eine super Stadt. Ich war sehr glücklich, dass meine Gastfamilie mir diesen Trip ermöglicht hat! Zwei Monate später bin ich noch mal mit meiner Gastschwester nach Chicago geflogen, weil es uns beiden so gut gefallen hat. Die Familie meines Gastvaters besuchten wir auch einige Male, zum Beispiel an Ostern. Das war auch etwas besonderes, denn sie lebten auf einer richtigen Farm! Langsam schien ich mich an das etwas andere Leben in Nebraska zu gewöhnen. Nebraska hat mir von Anfang an gefallen und so, wie es im Unterricht beschrieben wurde, öde, trist und langweilig, war es wirklich nicht. Ganz im Gegenteil, Cowboy Boots, Country Musik und der etwas andere Lifestyle gehörten nun zu meinem Alltag. Selbst „in the middle of nowhere“ konnte man super nette Freundschaften fürs Leben knüpfen und super viel Spaß haben! Spaß hatte ich auch beim Prom, dem Abschlussball, der an jeder Schule am Ende des Schuljahres war. Man sucht sich ein Date, kauft sich ein wunderschönes Kleid, geht vorher zum Friseur, zur Maniküre und ab geht’s! Begonnen wird mit dem formalen Teil, der Promking und die Promqueen werden bekannt gegeben, danach wird getanzt bis die Schuhsohlen brennen. Anschließend, etwa gegen Mitternacht, folgt dann der Postprom, was mehr mit kleinen Spielen und ganz viel Spaß zu tun hat! Meine Schule hatte dafür eine große Vergnügunsanlage gemietet mit Bowlingbahn, Go-Cart Bahn, Achterbahn und so weiter. Zum Schluss ging es wieder zurück in die Schule, wo die Eltern andere lustige Spiele vorbereitet hatten. Eine Wahrsagerin wurde gebucht, ein riesen Twisterfeld wurde aufgebaut, ein Karikaturist wurde geladen und Frühstück vorbereitet. Alles endete um 6 Uhr morgens. Völlig übermdet fiel dann jeder in sein Bett. Immer näher rückte nun mein Abschied und somit das Ende meines Aufenthaltes. Einerseits freute ich mich, meine Familie und Freunde in Deutschland wieder zu haben, andererseits war ich unendlich traurig, schon gehen zu müssen, denn ich habe in Nebraska viele neue Freunde gefunden, die ich sehr vermissen würde. Als der Tag dann gekommen war, gab es einen tränenreichen Abschied am Flughafen in Nebraska und als ich dann in Hamburg am Flughafen ankam, gab es eine herzliche Begrüßung von meinen Eltern, Großeltern, und besten Freundinnen. Wieder zurück zu sein, fühlte sich alles ganz anders an, wieder Deutsch zu sprechen war mir unangenehm und alles wirkte total fremd. Ich hatte Heimweh nach Nebraska und wollte am liebsten in den nächsten Flieger zurück steigen. Nach einigen Wochen kam ich dann wieder richtig an in meinem Heimatland Deutschland. Aber ich wusste, ich würde immer die Chance haben, meine Gastfamilie zu besuchen, das versprachen sie mir bei meinem Abschied und dafür war ich ihnen sehr dankbar.