Lisa in Junin de los Andes

Ein Jahr im Land der Gauchos

Die Reise meines Lebens begann am Berliner Flughafen, wo mich meine Familie und meine besten Freunde verabschiedeten. Dies sollte der Anfang eines neuen Abschnittes meines Lebens sein. Ich wusste nicht so recht wie ich mich fühlen sollte. In mir sah es aus wie nach einem Tornado: Auf der einen Seite war die Vorfreude auf alles was ich erleben werde und auf der anderen der Abschied meiner Liebsten. Doch nun gab es kein Zurück mehr, der Moment auf den ich so lange hin gefiebert hatte war nun endlich zum Greifen nah. Die Verabschiedung lief unter Tränen ab und als Erinnerung bekam ich von allen noch kleine Geschenke. Unter anderem ein Buch in welches einige meiner Freunde gemeinsame Erinnerungen und Glückwünsche geschrieben hatten. Nun ging es los. Ganz allein im Flieger nach Frankfurt wurde mir nun doch etwas mulmig und erste Zweifel plagten mich. In Frankfurt angekommen traf ich nach einigen Orientierungsproblemen auf die anderen Austauschschüler, mit welchen es nun gemeinsam mit dem Flieger in die Hauptstadt Argentiniens gehen sollte. Buenos Aires wir kommen! Da wir uns von dem Vorbereitungsseminar schon ein wenig kannten und dank den Fernsehern im Flieger konnten wir dann auch die 15 Stunden Flugzeit recht gut hinter uns bringen.

Nach dem Treffen mit den Austauschschülern aus den anderen Ländern am Flughafen, fuhren wir gemeinsam mit dem Bus in eine Schule in Rosario. Dies sollte nun unser Zuhause für die nächste Woche sein. Außer unserem Spanischunterricht, in welchen wir je nach Können eingeteilt wurden, hatten wir am Nachmittag viele Ausflüge. Wir sahen uns das Monument an, unternahmen eine Bootstour oder saßen einfach nur gemeinsam auf der Wiese und quatschten. Nach dieser lehrreichen, aber auch vor allem spaßigen Woche ging es nun für mich und zwei andere Schüler per Bus 20 Stunden Richtung Süden nach Patagonien, oder genauer Junin de los Andes. Dort angekommen wurden wir auch gleich von unseren Gastfamilien in Empfang genommen und fuhren in unser neues zu Hause. Ich war sehr aufgeregt und verstand kein Wort beim ersten gemeinsamen Abendbrot. Da es schon sehr spät war blieb keine weitere Zeit meine neue Familie genauer kennen zu lernen. Mir wurde mein Zimmer gezeigt und ich fiel todmüde ins Bett. Am nächsten Tag begannen wir gemeinsam alles für das Willkommenstreffen mit den anderen Austauschschülern und unserer Koordinatorin vorzubereiten. Dieses Treffen hat echt Spaß gemacht und war sehr praktisch, da wir auch Erfahrungen mit Schülern, welche schon länger im Gastland waren, austauschen konnten.

Am darauf folgenden Tag begann die Schule und es war schon sehr komisch. Der erste Tag, neue Leute, neue Umgebung und vor allem fremde Sprache. Es war für mich sehr schwer die Lehrer zu verstehen, oft verstand ich nicht einmal die Frage: ,,Como te llamas“ (Wie heißt du?). Doch meine Mitschüler waren sehr offen und kümmerten sich sofort rührend um mich. So setzte sich die in Englisch Klassenbeste neben mich und erklärte und übersetzte mir alles so gut sie konnte (sie sollte später meine Gastschwester werden). Doch auch die anderen probierten sich mit Händen und Füßen mit mir zu unterhalten, wodurch ich sofort in die Klasse integriert wurde und mich sehr wohl fühlte.  Ich fand schnell Freunde, wodurch auch meine Sprache schnell Fortschritte machte.

Alles war toll, wäre da nicht das Problem mit meiner Gastfamilie gewesen. Zwar verstand ich mich mit einer meiner beiden Gastschwestern sehr gut, jedoch gab es viele Probleme mit den Eltern. Aus diesem Grund zog ich vorerst bei meiner Freundin Flopy ein. Mit ihrer Familie machten wir einen Ausflug an einen der sieben Seen, welche die schönsten sind die ich je gesehen habe. Wir verstanden uns alle so gut, dass wir beschlossen, dass ich das restliche Jahr bei ihnen bleiben werde. Nun hatte ich eine neue Familie mit zwei Schwestern. Ab diesem Moment wurde das Jahr so schön wie ich es mir nicht hätte erträumen können. Ob Campingausflüge, Partys mit Freunden oder die Ausflüge zum Campo. Dort arbeitete mein Gastvater weshalb wir dort reiten, Kühe treiben und Stiere füttern konnten. Seine haben sogar beim ,,Rural“, einen Wettbewerb wo die schönsten Stiere und Kühe gekürt werden, gewonnen. Außerdem unternahmen wir eine Reise nach Chile, wo wir auch eine deutsche Kolonialstadt besuchten. Diesen Besuch nutzte ich aus, um ihnen die deutsche Küche auch ohne große Kochkenntnisse näher zu bringen. Dies gefiel vor allem meinem Vater besonders gut. Im Sommer waren wir dann fast jeden Tag im Fluss schwimmen, welcher quer durch unser Dorf floss.

Auch die Schule fiel mir nun leichter, obwohl diese nebensächlich für mich war, da ich das Jahr in Deutschland wiederholen wollte. Aber auch mit der Organisation konnten wir viele Reisen unternehmen. Ich suchte mir die Reisen nach Iguazú und nach Calafate/Ushaia aus. Die Wasserfälle in Iguazú waren einfach beeindruckend und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte sie und die große Tier- und Pflanzenvielfalt sehen zu dürfen. In Calafate konnten wir dann die großen Gletscher bestaunen und in Ushaia Pinguine beobachten, welche ich schon von meiner Reise nach Chile kannte. Doch nicht nur die Sehenswürdigkeiten haben die Reisen so besonders gemacht, sondern auch die Wiedersehen mit den anderen Austauschschülern war jedes Mal einfach toll. Insgesamt war es ein tolles, spannendes, spaßiges und lehrreiches Jahr. Ich kann es nur jedem empfehlen.